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Vortrag beim Hertie Summit 2021

Am heutigen Donnerstag (3. Juni 2021), der für manche ein Feiertag ist, halte ich einen Impulsvortrag beim Hertie Summit 2021 mit anschließender Diskussion zum Thema Lebensorientierung für die VUCA-Welt. Eingeladen hat mich die Initiative Starke Schule, die vor allem Förderschulen repräsentieren und ermutigen, neue und selbstbewusste Wege zu gehen.

Im Vorfeld hatte ich drei Thesen formuliert für die gemeinsame Vorbereitung der Koordinationsgruppe. Diese finden sich unten. Daran kann man auch ablesen, mit welchen Themen ich mich aktuell vorrangig beschäftige.

Titel

B(u)ildung 4.0 – Lebensorientierung für die VUCA-Welt

Hertie-Summit 2021

Beschreibung

Die digitale Transformation der Wirtschafts- und Arbeitswelt stand eh auf dem Programm. Mit der aktuellen Corona-Krise und der anstehenden Klimakrise beschleunigt sich die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Ordnung radikal umzubauen. Jeremy Rifkin empfiehlt den aktuellen Erwerbstätigen, die nächsten 10-15 Jahre zu nutzen, mit den technologischen Mitteln unserer Zeit die Ausgangsbedingungen für eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft zu schaffen. Darauf auf allen sozialen Ebenen hinzuarbeiten und möglichst alle Menschen auf dem Weg mitzunehmen, ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Wie bereiten wir junge Menschen auf diesen Übergang und die zukünftige Welt vor, auch wenn sie keine akademische Ausbildung anstreben? Hier gibt es zunächst einen allgemeinen Gedankenimpuls mit ersten Anregungen, die wir dann gemeinsam diskutieren und weiterentwickeln können.

Thesen

  1. Deutschland erkennt erst langsam die Bedeutung exponentieller Kurven an. Vergleichbar zur Virenexplosion vollzieht sich in den letzten Jahren, zunehmend beschleunigt durch die digitale Netzwerkgesellschaft, ein grundlegender transformativer Wandel unserer Lebenswelt – und damit auch der Lernwelt. Alte Institutionen versuchen zu retten, was zu retten ist, aber das hilft immer weniger den strauchelnden Menschen, die in diesen Verwerfungen ja weiterleben müssen und wollen. Niemand ist vorbereitet und viele verzweifeln angesichts des Drucks, der von außen ausgeübt wird, sich möglichst permanent in angestellten Bahnen zu bewegen.
  2. Diese Entwicklungen zeichnen sich seit mehr als einem Jahrzehnt ab. In den USA mit entsprechenden sozialen Folgen hat sich eine Dynamik entlang digitaler Unternehmen und Initiativen entfaltet, die diese Menschen zu unterstützen versucht. Aus deutscher Perspektive blicken wir mißtrauisch auf diese Unternehmen unter Datenschutzgesichtspunkten. Man kann aber auch anders darauf schauen: Es entstehen gerade eine Vielzahl an Dienstleistern, die den Menschen ohne Anstellung einen Weg aufzeigen, wie sie ihrer “Passion” folgen und damit sich ein Business für ihren Lebensunterhalt aufbauen können. Man spricht gar heute von einer neuen Creator Economy.
  3. Für junge Menschen bedeutet dies, dass neben der klassischen beruflichen Ausbildung eine weitere Option hinzukommt: Sie können sich etwas Eigenes aufbauen, so sie denn wissen, wie das geht. Es braucht dazu Ermunterung und die Gewissheit, aus sich selbst heraus etwas im kollaborativen Verbund zu schaffen und im Flow zu bleiben. Dazu wäre seitens der Bildungspolitik eine entsprechende Hilfe zur Selbsthilfe aufzubauen. Und die Anerkennung, dass es auf Abschlüsse und Zertifikate nur noch bedingt ankommt.