Ob das wohl diese Digitalisierung ist, von der alle reden? Nein, es ist eher ein Strukturwandel, so wird uns hier erklärt. Viele Arbeitsplätze fallen weg, neue kommen hinzu. Obendrauf noch der demographische Wandel – ein El Dorado für gut ausgebildete Fachkräfte. So sie denn mit der Zeit gehen. Und die Bildungspolitik endlich (!) ihre neue Aufgabe entschlossen annähme. Wie? Das steht leider nicht in dem Artikel. Dafür ein mainstream-taugliches Clickbaiting mit Bedrohungspotenzial:
Daraus folgt, dass Qualifizierung neu gedacht werden muss: Können aus Industriearbeitern auch Pflegefachkräfte werden? Lässt sich eine Buchhalterin, die mit Zahlen umgehen kann, zu einer Datenanalystin umschulen? Radikale Veränderungen im Laufe eines Berufslebens könnten zum Normalfall werden.
Könnten? Sollten? Müssten? Man fragt sich ein wenig, warum man für diesen bescheidenen Qualitätsartikel zahlen soll. Noch dazu mit einem Monatsabo … Vielleicht kippt ja bald der Begriff des Berufslebens für Journalist*innen?! Oder war es gar ein Textroboter, der dies schrieb?
Zum Glück reißen es die Kommentare vor Ort raus – und deshalb führe ich es hier an. Sie regen sich über diesen Artikel gleichermaßen auf wie ich, so dass sich dort ein guter Diskurs ergibt:
Ich hätte mir in dem Artikel etwas mehr Tiefgang gewünscht. Das wir in einem fortlaufenden Strukturwandel stecken ist doch längst bekannt, nebst den dafür zuständigen Hauptursachen wie Energiewende, Automatisierung und Digitalisierung. Und warum bekommt Digitalisierung meist eine etwas nebulöse und eher negative Konnotation in Deutschland? Blickt man nach Skandinavien, in die USA oder Asien wird das Thema deutlich stärker als Chance begriffen, Gesellschaften sicherer, sauberer, gesünder und ja auch für uns alle bequemer zu machen. Das ist doch was wert!
Ja, so könnten wir zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Aber damit verdient man vielleicht weniger Geld?
Artikel am 09. Juli 2019 erschienen auf Piqd als Hinweis auf den Spiegel-Artikel Drohen wieder Massenentlassungen in Deutschland?