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Anjas ueberflow

Wieviel Popkultur steckt in modernen Tools?

Sehr viel, so Benedikt Evans. Die Zukunft der Arbeit ist eine Wette auf den Zeitgeist und wie man diesen modern interpretieren kann; zumindest aus Sicht der Software-Entwicklung stellt es sich so dar. 

Die digitalen sozialen Umgebungen jenseits von Facebook pickten (!) sich jeweils ein kleines Mikro-Problemchen heraus und lösten dieses charmant und zeitgeistig modern. Sprangen die Menschen darauf an, arbeiteten die Entwickler*innen wie wild am Auf- und Ausbau, dieses Erlebnis immer weiter zu perfektionieren. Sei es Instagram mit den schönen Bildern, Snapchat mit den sich selbst zerstörenden Videos, WhatsApp als moderner SMS-Ersatz oder TikTok für das DIY-Entertainment.

… aber ich glaube, man könnte dasselbe auch über viele neue Produktivitätsanwendungen sagen – sie versuchen, etwas Immaterielles in der Art und Weise zu erfassen, wie wir arbeiten, zusammenarbeiten, teilen und organisieren. Jetzt, wo wir alle eingesperrt sind, sitzt die Hälfte der Softwareingenieure auf der Welt an ihren Computern, schwört auf ihre Werkzeuge und denkt über neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit nach, mit Video, Text, Sprache, Bildschirmfreigabe oder wieder etwas anderem und mit synchronen oder asynchronen Modellen oder etwas anderem. Aber die Interessanten hier sind nicht nur “Video” oder “Bildschirmfreigabe” oder “Notizen” – es sind Wetten darauf, wie man das anders präsentieren und anders arbeiten kann. Es sind Wetten auf die Psychologie und darauf, wie die Leute sich fühlen könnten, wenn sie so arbeiten.

Und so werden wir immer mehr Produktivitätsprogramme aufkommen sehen, so die These, die ein Problem immer (noch) besser lösen als vorherige Tools – und dabei noch cooler wirken, eben dem modernen Zeitgeist entsprechen. Man wird es nicht vorher wissen, ob das Tool zum Teil der Popkultur avanciert und die Menschen darauf anspringen. Erst wenn man es ausprobiert, wird man sehen, ob auch andere dieses Problem so empfanden, dass es unbedingt einer neuen Lösung bedurfte. Man wird den Erfolg nicht mit Logik vorhersehen können. 

Insofern sind das doch schöne Aussichten, wenn es wirklich immer bessere Tools geben sollte, die uns immer besser unterstützen können in unserem vernetzten Arbeiten …


Artikel am 8. Juni 2020 erschienen auf Piqd als Hinweis auf das Blog-Post The future of work: social, pop culture and wood stain

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