Das Problem der deutschen Wirtschaft wie Gesellschaft ist das nahezu fundamentalistische Denken in klassischen Modellen mitsamt inkrementellen Verbesserungen. Entsprechend wird Digitalisierung auch eher als Versuch interpretiert, bisherige Aktivitäten digital zu verlängern. Wenn überhaupt!
Fast nirgends wird konsequent transformativ gedacht. Erst recht nicht gehandelt. In der Forschung kaum. In der Wirtschaft selten. In der Zivilgesellschaft nur in Abgrenzung zur Verteidigung bisheriger Ansprüche. Und in der Tagespolitik in der Folge auch nicht.
Ganz im Gegenteil: Die bisherigen Cash Cows werden gehätschelt und gepäppelt. Das erklärt den beständigen Versuch der deutschen Politik, die Großindustrien und bestehenden Institutionen immer wieder zum Jagen zu tragen.
Jetzt soll es GAIA X richten. Der deutsch-europäische Plattform-Versuch, an den nur wenige Digital-Enthusiast*innen glauben. Aber dessen Entwicklung es richten soll, um der Abhängigkeit von amerikanischen oder gar chinesischen Plattformen entgegenzuwirken. So will es der deutsche Wirtschaftsminister.
Dabei kann bezweifelt werden, ob diese Entwicklung, sollte sie jemals das Licht der Welt erblicken, die deutschen Unternehmen inspiriert, mehr Initiative hin zu transformativen Geschäftsmodellen zu entwickeln.
Wer darüber hinaus die Schwierigkeiten der deutschen Industrie kennt, im Rahmen des Industrie-4.0-Projekts ein gemeinsames Betriebssystem für die digitale Fabrik zu bauen, darf Zweifel anmelden, ob sie nun zur Zusammenarbeit bereit sind, wenn noch Mittelständler und Start-ups dazukommen.
In diesem Sinne: Weiterschlafen! 😎
Artikel am 06. November 2019 erschienen auf Piqd als Hinweis auf den Handelsblatt-Artikel Die Cloud-Initiative Gaia X ist richtig – aber löst unser digitales Problem nicht