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Berufliche Qualifikationen – wie viel davon braucht es wirklich?

Das Institut für Psychologie an der Humboldt-Universität Berlin hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung seine Algorithmen über 860.000 Online-Stellenanzeigen der Bauwirtschaft und Gastronomiebranche laufen lassen.

DAS ZENTRALE ERGEBNIS

Konkrete Berufsfelder würden hier kaum mehr nachgefragt. Vielmehr müssen auch “Ungelernte” gewisse “Kompetenzen” nachweisen. Der Unterschied zwischen “ausgelernten Fachkräften” und “ungelernten Hilfskräften” erodiert demnach. Eine berufliche Ausbildung im klassischen Sinne ist hier kaum mehr erforderlich.

“Die Arbeitsteilung in der Wirtschaft und die Spezialisierung der Betriebe hätten dazu geführt, dass immer häufiger Kompetenzprofile zwischen ‘voll ausgebildet’ und ‘ungelernt’ gefragt seien. ‘Wir brauchen daher einen flexiblen Weg, damit Menschen ihre on-the-job erworbenen Kompetenzen nachweisen können.'”

Dies könnte einen Weg aufzeigen, das ungenutzte Potenzial der vielen Ungelernten für den Personalmangel in der Wirtschaft zu nutzen, so der Artikel. Eine Modularisierung der Berufsausbildung wäre hier wünschenswert, wird auch schon länger von Arbeitgebern und auch der BA gefordert.

ABER:

“Vor allem die Gewerkschaften (…) lehnten aus Angst vor neuen Billiglohngruppen eine breite Abkehr von der ganzheitlichen Ausbildung ab.”

Auf den Schub in der Weiterbildung, den die Ampelregierung ankündigte, wartet man derweil weiterhin. Jedoch wird es der Markt in diesem Kontext wohl wirklich richten. Zu groß ist der Druck auf dem leer gefegten Arbeitsmarkt.


Artikel am 14. Juli 2022 erschienen auf piqd als Hinweis auf den Handelsblatt-Artikel Firmen nehmen gern auch „halbe Fachkräfte“