Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz wird den Arbeitsmarkt grundlegend umwälzen. Erstmals geraten dabei auch kognitive und kreative Tätigkeiten unter Druck, die bislang als nicht automatisierbar galten. Zusammen mit dem demografischen Wandel und den Anforderungen des Klimawandels verändert das den Stellenwert, den Wissensarbeit künftig haben wird. Aber was tritt an ihre Stelle?
Beitrag von Lothar Abicht aus managerSeminare 305, August 2023
Der Autor Lothar Abicht blickt auf die künftige Entwicklung des Arbeitsmarktes bis zum Jahr 2035. Dabei geht er davon aus, dass zwei Faktoren die Arbeitswelt grundlegend verändern werden:
1. Der demografische Wandel
In den nächsten Jahren führt das Missverhältnis zwischen den aus dem Arbeitsmarkt austretenden Babyboomern und den nachrückenden kleineren Jahrgängen der Generation Z zu einem Fachkräftemangel.
Mittelfristig wird sich dies durch den demografischen Wandel und die sinkenden Geburtenzahlen aber wieder angleichen.
Zuwanderung kann den Fachkräftemangel vorübergehend mildern, ist auf Dauer aber keine Lösung.
2. Die digitale Transformation durch KI
Bisher führte die Digitalisierung nicht zu der erhofften Produktivitätssteigerung.
Entwicklung der Arbeitsproduktivität in Deutschland & Europa
Statistisches Bundesamt | WISTA | 2 | 2020
Die Arbeitsproduktivität misst die Wirtschaftsleistung pro Arbeitsstunde und bestimmt den materiellen Wohlstand einer Volkswirtschaft.
In Deutschland und anderen entwickelten Volkswirtschaften nimmt das Wachstum der Arbeitsproduktivität seit längerem ab.
Besonders betroffen sind die Industrie, der Handel sowie Informations- und Kommunikationsdienstleister.
Als Gründe werden genannt:
Der Strukturwandel hin zu weniger produktiven Dienstleistungen.
Die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, vor allem durch den demografischen Wandel.
Evtl. statistische Messprobleme bei der Erfassung der Arbeitsproduktivität.
Trotz Digitalisierung ist kein Produktivitätsschub erkennbar. Die Potenziale scheinen noch nicht ausgeschöpft.
Fazit: Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität bleibt eine wichtige Herausforderung für Wirtschaft und Politik.
Mit neuen Technologien wie generativer KI könnte sich das nun ändern.
Dadurch gerät erstmals auch die Wissensarbeit unter Druck, da viele Tätigkeiten automatisiert werden können.
Es kommt nicht zum Verschwinden ganzer Berufsgruppen, aber zur Reduzierung der benötigten Beschäftigtenzahlen.
Epochenbruch als Folge
Die “Wissensgesellschaft” wandelt sich zur “Care&Climate-Society”. Gebraucht werden dann weniger hochproduktive WissensarbeiterInnen, dafür mehr Beschäftigte in Pflegeberufen (Care) und Berufen für den klimaneutralen Umbau (Climate).
Für WissensarbeiterInnen bedeutet das, dass sie ihre Zukunftschancen realistisch einschätzen und sich gegebenenfalls weiterqualifizieren sollten. Der Erwerb erster KI-Erfahrungen wird gerade für WissensarbeiterInnen schon bald unverzichtbar.
Wir haben dazu unseren Anforderungskatalog zum Aufbau digitaler Kompetenz in der Gesamtgesellschaft veröffentlicht.