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Anjas ueberflow

Denkst du ökonomisch?

Nein, dies ist kein kapitalismuskritischer Text. Aber eine Einladung, die eigene Zukunft positiv zu gestalten. Der Artikel startet mit der Frage:

Sie haben Karten für ein Basketballspiel in einer Stadt, die 45 Minuten von Ihrem Zuhause entfernt ist. Aber der Star wird nicht spielen, nichts hängt vom Ergebnis ab und es regnet stark. Angenommen, Sie haben 100 Dollar für die Karten bezahlt. Würden Sie zu dem Spiel gehen oder zu Hause bleiben?

In dieser Art folgen einige weitere Fragen mit der anschließenden Mutmaßung, die meisten Menschen würden sich in den Regen stellen o.ä., eben weil sie bereits gezahlt hätten.

Ein ökonomisch denkender Mensch hingegen würde sich sagen:

“Der Rest meines Lebens beginnt jetzt. Was in der Vergangenheit passiert ist, ist irrelevant.”

Da man das Geld nicht zurückbekommt, bestraft man sich doppelt, wenn man sich in den Regen stellt ohne weitere triftige Gründe.

Warum die meisten von uns dennoch so handeln, bezeichnet die Psychologie zum einen als fehlerhaftes Framing. Die Entscheidung, eine Handlung fortzusetzen, wird an bereits entstandene Kosten geknüpft. Fälschlicherweise, denn:

Der Grundsatz “Spare in der Zeit, so hast du in der Not” gilt jedoch nur für noch nicht verbrauchte Ressourcen. Verschwundene Ressourcen kann man nicht verschwenden.

Zum anderen folgen wir damit dem Bedürfnis, schmerzhafte kognitive Dissonanzen zu vermeiden. Das Ticket war offenbar gar nicht so viel wert, wenn alles an einem einzelnen Star hängt. Also erwischt worden. Blöde. Nun suchen wir nach zusätzlichen Anreizen, die den Verlust aufwiegen, sodass wir uns eben frohgemut in den Regen stellen können.

Stattdessen empfiehlt der Autor folgende Strategie, um ökonomisch zu handeln:

Erstens:
Vergangene Kosten von zukünftigen Kosten zu unterscheiden und abzuwägen.

Zweitens:
Aktivitäten, die zur Rechtfertigung versunkener Kosten durchgeführt werden, verursachen in der Regel auch Opportunitätskosten. Statt ein gutes Buch zu lesen, steht man nun also dumm im Regen rum.

Drittens:
Sich bewusstmachen, ob man wirklich einer Tätigkeit nachgehen will – oder ob man es sich nur schön redet. Würde man auch gehen, wenn man noch nicht gezahlt hätte?

Mein Fazit

Eine schöne Übung des Psychologieprofessors, die uns auch mit Blick auf die Klimakrise und das lebenslange Lernen weiterhelfen kann: 

Nur weil wir bislang etwas immer schon so gemacht haben, gibt es keinen Grund, jetzt, unmittelbar und sofort, einen neuen Weg einzuschlagen, der einer selbst und der Umwelt besser bekommt. 

ToDo:
Die alte Prinzipienreiterei einfach mal zur Seite legen. Und überlegen, was wir wirklich, wirklich wollen.

In diesem Sinne:
Amen! 😉


Artikel am 27. August 2021 erschienen auf piqd als Hinweis auf den Los Angeles Times-Artikel Op-Ed: Do you think like an economist?